EAST: Revolutionäres Konzept – Salzspeicher für die Wärmewende

Kongress befasst sich in Erfurt im September mit Speichertechnologienauch im Wärmemarkt

Der Kongress EAST am 16. und 17. September 2019 befasst sich auch mit unkonventionellen Speicherlösungen im Wärmemarkt. Eine davon: Wärme, statt wie bisher üblich in Wasser, mit Hilfe von Salz speichern. Das ist deutlich effizienter. Praxiserprobte Lösungen gibt es schon.

Neben  dem  Verkehrssektor  ist  der  Wärmebereich  das  große  Sorgenkind  der Energiewende.  Auch  hier  gibt  es  neben  Biomasse  in  Form  von  Holz  und Solarthermie kaum Möglichkeiten, Wärme erneuerbar zu erzeugen. Zwar zählen Wärmepumpen,   würden   sie   denn   ausschließlich   mit   erneuerbarem   Strom betrieben,   auch   dazu.   Doch   das   ist   nur   bei   einem   geringen   Teil   der   in Deutschland installierten Wärmepumpen der Fall.

Die  Potenziale  für  erneuerbare Wärme  sind  zudem  begrenzt.  Deswegen  kommt es  umso  mehr  darauf  an,  Wärme effizient  zu  erzeugen,  zu  speichern  und  zu verbrauchen.  Das  geht  nur  mit  Hilfe  von  Wärmespeichern.  Bisher  üblich  und marktbeherrschend  sind  Warmwasserspeicher,  die  immerhin  bis  zu  48  Stunden verlustfrei Wärme aufbewahren können. Doch dann kommt es zu Verlusten. Und: Wasser  ist  zwar  ein  guter  Wärmespeicher,  aber  ein  schlechter  Wärmeleiter. Einen solchen Pufferspeicher mittels erhitztem Wasser aufzuheizen,bedarf also viel Energie.

Eine   Lösung,   wie   dies   vermieden   werden   kann,   wurde   in   Thüringen   zur Praxisreife  entwickelt.  Die  Firma H.M.Heizkörper aus Dingelstädtnutzt  dafür etwas  Altbekanntes:  die  Wärme,  die  bei  der  Kristallisation  von  Salzen  frei  wird. Jeder  kennt  diesen  Effekt  von  den  kleinen,  praktischen  Handkissen,  wobei  ein Impuls durch eine kleine Metallplatte das Kissen bei Bedarf warm werden lässt.

Das physikalische Prinzip, das dahintersteckt, nennt sich Phasenwechsel, die ihn verwendende  Technologie  Latentwärmespeicher.  Genutzt  werden  dafür  über  50 Arten  von  Salzen,  nicht jedoch  Kochsalz.  Zur  Anwendung  kommt diese Technik auch  im  größten  europäischen  Sonnenkraftwerk,  dem  Andasol  im  spanischen Andalusien.  Denn  hier  wird  mittels  Sonnenspiegeln  Wärme  von  bis  zu  600  °C erzeugt, die nur in Salzspeichern effektiv bewahrt werden kann.

Kleinere  Lösungen  kommen  etwa  in  energieautarken  Gebäuden  zum  Einsatz, wie sie in entlegenen Gebieten zu finden sind. Hier können Solarthermieanlagen die  Salzspeicher  auffüllen,  wenn  die  Sonne  scheint  und  die  Wärme  langfristig abgeben.  Die  Speicherkapazität  von  Salzlösungen  ist  zudem  etwa  dreimal  so groß  wie  die  von  Wasserspeichern.  Man  kann  also  mit  deutlich  kleineren Speichern  arbeiten  oder  aber  mit  vergleichbar  großen  Speichern  die  dreifache
Menge  an  Wärme  speichern.  Die  von  H.M.gefertigten  Salzspeicher  können modulartig gekoppelt werden.

Ein  Workshop  zur  EAST, Sektorübergreifendes  Energiemanagement,  wird  sich ausführlich   mit Alternativen   zu   den   herkömmlichen   Warmwasserspeichern befassen.Dabei wird Fabian Hoppe, Prokurist bei H. M. Heizkörper GmbH & Co. KG, im Vortrag „Die  Thermobatterie –Wärme  langfristig  verlustfrei  speichern. CO2-neutrales   und   emissionsfreies   Heizen“  alle  Aspekte  der  Salzspeicher beleuchten.

Neben  Salzen  ist  auch  der  Einsatz  von  Paraffin  denkbar,  weil  es  ein  ähnliches Phasenverhalten  wie  Salzlösungen aufweist.  Bekannt  sind  auch  Lösungen,  die das  Prinzip  der  Adsorption  nutzen,  also  der  Wärmespeicherung  mittels  Zeolith oder anderen Gesteinen.

« zurück